Ulrichsjubiläum
Der heilige Ulrichmutig – sozial – europäisch
Mit dem Ohr des Herzens
Das Leitwort „Mit dem Ohr des Herzens“ ist der Ulrichsvita entnommen, die Dompropst Gerhard von Augsburg schon kurz nach dem Tod von Bischof Ulrich im Jahre 973 verfasst hatte. Sie zeigt ihn als mitfühlenden, zuhörenden und Trost spendenden Oberhirten.
„Hören wir wirklich mit dem Herzen, hören wir dem Anderen zu mit dem festen Wunsch, ihn zu verstehen? Wie können wir auch als Kirche hörbar bleiben – oder wieder werden?“ Bischof Bertram Meier betont: „Das Motto ist wegweisend für uns alle“ – auch über das Jubiläumsjahr hinaus.
Mehr Informationen zum zurückliegenden Jubiläumsjahr
Die Ulrichswoche
Eine Woche für UlrichJedes Jahr kommen Tausende zum Bistumspatron
erhoben. Vier Träger schultern den golden
und silbern glänzenden Schrein
des Heiligen und tragen ihn, angeführt
von den Ministranten und
gefolgt von den Geistlichen, das
Seitenschiff der Basilika hinab und
das Mittelschiff wieder hinauf. Unter
den rauschenden Klängen der
Orgel positionieren sie den Schrein
auf dem Volksaltar. Die Gemeinde
stimmt das Ulrichslied an: „Streiter
in Not, Helfer bei Gott.“
Von der Basilika zum Dom
Beginnend mit dem Palmsonntag, der auch „Tag des Sündennachlasses“ hieß, war es dem Heiligen Ulrich ein großes Anliegen, die Kar- und Osterliturgie zu begehen. Bischof Ulrich begab sich am Morgen des Palmsonntags zum Grab der Heiligen Afra und zog von dort in einer feierlichen Prozession bis zum Perlach, wo er vom Domklerus und vielen Gläubigen empfangen wurde.
Nachdem Bischof Ulrich dort die Predigt gehalten hatte, gingen anschließend alle gemeinsam zum Dom, um dort die Heilige Messe zu feiern. Dieser Ritus reicht schon in das 8. Jahrhundert zurück und wurde erstmals von Propst Gerhard in der Ulrichsvita im 10. Jahrhundert schriftlich bezeugt.
Der Weg von der Grabeskirche der Bistumspatrone über den Perlach war nicht nur ein Prozessionsweg, sondern auch ein Pilgerweg. So erzählen drei Mirakel, dass Geheilte eines der in St. Afra vorhandenen Kreuze nahmen und unter der Begleitung von Geistlichen und Gläubigen zum Dom trugen, dort das Wunder berichteten und Gott Dank sagten.
Der Pilgerweg gewinnt auch im Wunderbericht eines kranken Grafensohnes Bedeutung. Er hatte sich in seinem Bett zum Grab des heiligen Ulrich tragen lassen, wo er seine Gaben darbrachte. Auf dem anschließenden Weg zum Dom erfuhr er Heilung.
Erstmals am 13. Mai 1762 fand auf der Wegstrecke von St. Ulrich und Afra zum Dom die Übertragung der Gebeine des heiligen Ulrich statt. Der Schrein wurde vom Bischof, dem gesamten Stadtklerus und vielen Gläubigen zum Dom begleitet, wo der Sarkophag auf den Kreuzaltar aufgestellt und verehrt wurde.
Auch in neuerer Zeit wurde bei der Feier besonderer Ulrichsjubiläen der Weg von den Gräbern der Bistumspatrone, den Bischof Ulrich zu Lebzeiten gegangen war, gemeinsam beschritten.
Männerwallfahrt
In einer beeindruckenden Prozession ziehen oft mehr als tausend Männer durch die Augsburger Innenstadt vom Dom zur Ulrichsbasilika. Der Zug wird von einer Blaskapelle beim Gesang unterstützt und zwischen den Liedern werden Rosenkranzgesätze gebetet.
Frauenwallfahrt 2024
Kinder besuchen Ulrich
Kinderwallfahrt 2024
Können sich Kinder für einen Mann begeistern, der vor mehr als 1000 Jahren gelebt hat? Ein Mann, der immer nur mit Messgewand, Mitra und Bischofsstab dargestellt wird, einer Kleidung also, die den meisten Kindern heute fremd ist? Die Antwort lautet Ja. „Den Kindern war das Gewand völlig egal“, erzählt Patricia Kitzberger, Erzieherin im Katholischen Kindergarten St. Fabian und Sebastian in Derching. „Sie fanden es viel spannender, dass er armen und hungrigen Menschen geholfen und sich nicht von Krieg und Zerstörung entmutigen ließ.
Bei der Kinderwallfahrt trugen alle Kinder einen Holzfisch mit einer Schnur um den Hals – in vielfältiger Weise bunt bemalt. Die fünfjährige Lea wusste auch warum. „Der heilige Ulrich hat den Fisch armen Menschen gegeben.“
Margret Färber, die jedes Jahr die Kinderwallfahrt mit vorbereitet, betonte: „Uns ist es wichtig, dass die Kinder erfahren können, dass der Glaube an einen guten Gott Mut macht und dass daraus viel Gutes entstehen kann.“
Damit die Kinder davon nicht nur hören, sondern es selbst erleben und verstehen können, hatten sich die Erzieherinnen und Erzieher im Vorfeld der Ulrichswoche viele Gedanken gemacht und so einiges vorbereitet. Auf einem großen Stofftuch war etwa ein roter Fisch aufgemalt. Kinder konnten darauf in dunkler Farbe ihren Fingerabdruck hinterlassen.
Die Kinder sollten verstehen, dass der Fisch keineswegs nur an die Ulrichs-Legende erinnern soll. „Der Fisch ist das Erkennungszeichen der Christen, der Freunde von Jesus“, erklärte Margret Färber. „Und mit eurem Fingerabdruck zeigt ihr, dass ihr – wie der heilige Ulrich – zu den Freunden von Jesus gehört.“
Jedes Kind wurde am Ende des Gottesdienstes gesegnet mit den Worten: „Der Herr segne und behüte Dich. Wie der heilige Ulrich damals, so segnen wir Dich heute“.
Tag der Kirchenchöre
Ulrichslied
Du Bischof und Held,
von Gott auserwählt,
mit Glaubenskraft beseelt!
Bitte für uns, bitte für uns,
Sankt Ulrich, Sankt Ulrich!
Drangsal und Leid schwertharter Zeit
besiegte dein Flehn.
Das Reich blieb bestehn,
das Gott uns ausersehn.
Bitte für uns ...
Armen in Not brachst du das Brot,
hast Hilfe gewährt
und Frieden beschert,
von Liebeskraft verzehrt.
Bitte für uns...
Weise im Rat, mannhaft an Tat
und mächtig im Wort,
der Heimat ein Hort
bleib es auch immerfort.
Bitte für uns ...
Vater so mild, Wehr uns und Schild
für Wahrheit und Recht,
dass rein wir und echt,
nie sind der Lüge Knecht.
Bitte für uns ...
Mitten im Sturm, bleib uns ein Turm
der Zuflucht und Kraft,
die Rettung uns schafft
aus aller Nöte Haft.
Bitte für uns ...
Ulrichslied; Text: Arthur Piechler / Sr. Germana Förster, 1955; Melodie: Arthur Piechler
Auswirkungen heute
Er wirkt bis heute
Viele Einrichtungen im Bistum tragen seinen Namen. Sie setzen sich nach dem Vorbild Ulrichs ein für Menschen mit Behinderung, für Alte, Kranke und Bedürftige. Sie sehen sich als Instrument der Verkündigung und Glaubensvermittlung, Bildung und Soziales. So wirkt der Heilige bis heute.
Karte Auswirkungen heute
Nach dem Vorbild UlrichsHilfe für Menschen mit Behinderung
Die Ulrichswerkstätten
Eine wichtige AufgabeSankt Ulrich VerlagInformation und Glaubensvermittlung
Der Name des Verlags ist dabei Programm: So soll das segensreiche Wirken des heiligen Ulrich im Bistum wachgehalten und fortgeführt werden.
Sozialer WohnungsbauSt. UlrichswerkHier steht der Mensch im Mittelpunkt
In einem weiteren Schritt wurde 1952 das St. Ulrichswerk in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft gegründet.
Das Unternehmen ist im Wohnungsbau, der Verwaltung von eigenem und fremdem Wohnungsbestand, der Baubetreuung und der Projektentwicklung für kirchliche Einrichtungen tätig.
Als werteorientiertes Unternehmen steht es für nachhaltigen Wohnungsbau, soziale Verantwortung und den bewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen unserer Erde.
Einsatz für Alte und KrankeAltenpflege
Ein wichtiges Anliegen UlrichsBildung
Auch das Kloster Benediktbeuern, in dem heute die Salesianer Don Boscos wirken und das verschiedene Jugend- und Bildungseinrichtungen beherbergt, wurde einst von Bischof Ulrich wieder aufgebaut. Nach dem heiligen Bonifatius wird der heilige Ulrich, der dem Kloster zeitlebens eng verbunden war, als zweiter Gründer des Klosters Benediktbeuern verehrt.
Europäischer Ulrichspreis
Ein besonderer Stiftungszweck ist es, regelmäßig den mit 10.000 EUR dotierten Europäischen St.-Ulrichs-Preis an Personen, Initiativen und Institutionen aus den Bereichen Politik, Kirche, Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Soziales zu verleihen, die sich in christlich-abendländischer Tradition und im Geiste des heiligen Ulrich für die Einheit Europas einsetzen bzw. eingesetzt haben.
Zu den bisherigen Preisträgern zählen:
Alfons Nossol, Bischof von Oppeln
Alois Mock, Außenminister a. D. (Österreich)
Bundeskanzler Helmut Kohl
Roman Herzog, Bundespräsident a. D.
Publizistin Marion Gräfin Dönhoff
Die Gemeinschaft Sant'Egidio
Kardinal Miloslav Vlk, Erzbischof von Prag
Violinistin Anne-Sophie Mutter
Lech Wałęsa, polnischer Politiker und Friedensnobelpreisträger
Das internationale Netzwerk „Miteinander für Europa“, bestehend aus 300 christlichen Gemeinschaften
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
Ärzte ohne Grenzen
Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Giovanni di Lorenzo, Journalist
Mein Namenspatron Ulrich
Mein NamenspatronVorbild und Fürsprecher
Die Tradition des Namenstags reicht weit zurück: Bereits im 4. Jahrhundert rief Johannes Chrysostomos, Kirchenlehrer und Erzbischof von Konstantinopel, Eltern dazu auf, ihren Kindern die Namen von Märtyrern oder Aposteln zu geben.
Ab dem Mittelalter war es üblich, Kindern den Namen des jeweiligen Tagesheiligen zu geben, so dass Namenstag und Geburtstag auf den gleichen Tag fielen. Die Reformation bewirkte eine weitere Stärkung des Namenstags. Katholische Eltern setzten sich mit der Wahl von Heiligennamen gezielt von den Protestanten ab, die jegliche Verehrung von Heiligen ablehnten. Das Konzil von Trient (1545-1563) empfahl ausdrücklich, die Taufnamen von Kindern aus dem Verzeichnis der Heiligen zu entnehmen.
Bereits im Mittelalter verbreitete sich der Name Ulrich – bekannt durch die Verehrung des heiligen Bischofs von Augsburg. Er entwickelte sich aus dem germanischen Udalrich oder Uodalrich und bedeutet etwa „reicher/mächtiger Erbe“ von uodal (Erbe/Erbgut) und rich bzw. rihhi (mächtig/reich/Herrscher). Die weibliche Form ist Ulrike.
Ein Ulrich und zwei Ulrikes erzählen, was sie mit ihrem Namen verbinden und welche Rolle der Heilige in ihrem Leben spielt.
Ich heiße Ulrike
Ich heiße Ulrich
Ich heiße Ulrike
Historie
Sein Leben und WirkenUlrich – ein großer HeiligerSeit über 1000 Jahren tot – aber unvergessen
Geboren, vermutlich in Wittislingen,
Dillingen oder Augsburg.
Er entstammt dem alemannischen Hochadel
ca. 900/08
Ausbildung im Kloster St. Gallen
Kämmerer von Bischof Adalbero in Augsburg
ab 909
Verwalter der Güter seiner Familie
923
Weihe zum Bischof von Augsburg
Wiederaufbau des zerstörten Augsburger Doms
Erneuerung des Mauerrings um die Stadt
952-954
Mitkämpfer an der Seite Ottos I. beim Aufstand von dessen Sohn Herzog Liudolf
Ulrich ist einer der beiden Vermittler des Waffenstillstands
955
Verteidigung der Stadt Augsburg gegen die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld
Um 955
Verleihung des Münzrechts durch Otto I.
Wiederaufbau der Kirche St. Afra
(heute St. Ulrich und Afra)
968
Gründung des Kanonissenstifts St. Stephan und der später abgerissenen Johanniskirche
Mehrfach Teilnahme an Hoftagen
Mehrmalige Reisen nach Rom
Zeitweise Abt der Klöster Kempten und Ottobeuren
ab 971
Übergabe der Verwaltungsaufgaben an seinen Neffen Adalbero
973
Am 4. Juli gestorben
Am 7. Juli in St. Afra bestattet
993
Heiligsprechung
Ein großer HeiligerLeben und Wirken Bischof Ulrich beeindruckt noch heute
In der Tat zählten seine Eltern zu den vornehmsten Adelsfamilien Oberschwabens. Ulrich wurde wohl im Jahr 890 geboren, wo genau, ist ungewiss. Im Gespräch sind unter anderem Wittislingen und Augsburg. Damit teilt der Bischof und Bistumspatron das Schicksal vieler Großer in der Weltgeschichte: Im Dunkel verborgen bleibt der Ort, an dem sein Erdenleben begann – im hellen Licht aber erstrahlt die Stätte, an der er nach jahrzehntelangem segensreichem Wirken aus dieser Welt schied.
Es heißt, der kleine Ulrich wäre anfangs nicht gut gediehen und sei kränklich gewesen. Auf den Rat eines durchreisenden Geistlichen sei seine Ernährung umgestellt worden, woraufhin sich das Kind prächtig entwickelt habe. Zudem habe der Geistliche dem Kind eine große Zukunft prophezeit.
Wegen seiner auffallenden Begabung vertrauten seine Eltern den Zehnjährigen zur Ausbildung den Benediktinern von St. Gallen an, dem damals bedeutendsten Bildungszentrum im alemannischen Raum.
Was einmal aus ihm werden sollte, wird in den prophetischen Worten der Reklusin Wiberat (Wiborada) ablesbar. Nach dreitägigem Gebet sagte sie voraus, dass Ulrich von Gott zum Regieren bestimmt sei. Sie prophezeite ihm einen Bischofssitz, verbunden mit schwerer Mühsal.
Mit 18 Jahren kehrte der bestens ausgebildete Ulrich nach Augsburg zurück und wurde unter Bischof Adalbero Kämmerer. Nach dessen Tod trat 909 Bischof Hiltine die Nachfolge an. Ulrich sorgte sich nach dem Tod seines Vaters um seine Mutter und die Familiengüter.
Als Bischof Hiltine 923 starb, erfolgte die Berufung des 33-jährigen Ulrichs zum neuen Oberhirten des Bistums Augsburg.
Anlässlich der Restaurierung des Ulrichs-Schreins in Zusammenhang mit den bevorstehenden Tausendjahr-Feierlichkeiten ordnete der damalige Bischof von Augsburg, Dr. Josef Stimpfle, im Jahr 1971 die Bildung einer Ärztekommission zur Überprüfung und Dokumentation der Gebeine des heiligen Ulrich, an.
Den vollständigen Bericht über die Untersuchung der Gebeine des hl. Ulrich von 1971 können Sie hier lesen.
Uodalricus onlineMittelalterliche Handschriften digitalisiert
Die Handschriften entstanden im 15. Jahrhundert in den Schreibstuben der Augsburger Benediktinerreichsabtei St. Ulrich und Afra. Die Mönche schrieben auf mehr als 1200 Seiten die Lebensbeschreibungen und Wunderüberlieferungen des Heiligen sowie weiterer Bistumspatone detailliert und reich illustriert nieder.
Seit der Säkularisation und der Auflösung der Reichsabtei im frühen 19. Jahrhundert befinden sich die Handschriften im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
Die Handschriften sind online einsehbar unter:
https://uodalricus.de
Unermüdlicher OberhirteAufbau und MissionUlrich hatte große Ziele
Von weitreichender Bedeutung war sein Entschluss, die hölzernen Brustwehren der Stadt durch Steinmauern zu ersetzen.
Aber auch die innere Mission einer noch in Teilen heidnisch geprägten Bevölkerung und die Heranbildung eines guten Klerus waren Ulrich ein großes Anliegen. Zu diesem Zweck baute er die Domschule aus, für Arme gründete er ein Armenhospiz.
Geprägt vom benediktinischen Grundsatz „Ora et labora“ gingen Gebet und Arbeit, Gottesdienst und Fürsorge für die Menschen bei Ulrich Hand in Hand.
Bedeutendes EreignisErste päpstliche HeiligsprechungSchon früh wird Ulrich als Heiliger verehrt
Die Förderung der Ulrichsverehrung ging neben dem gläubigen Volk vor allem von Bischof Luitold aus, der das Bistum Augsburg von 988 bis 996 leitete. Er reiste im Winter 992 nach Rom, um bei der Lateransynode die offizielle päpstliche Heiligsprechung Ulrichs zu erbitten.
Es ist sicher eines der bedeutendsten Ereignisse der Ottonenzeit, dass Bischof Luitold von Augsburg vom damaligen Papst Johannes XV. eine Bulle an alle Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte in Gallien und Germanien erlangte, in der verfügt wurde, dass das Andenken an den heiligen Bischof Ulrich mit ehrfürchtiger Liebe und treuer Hingabe im Gottesdienst zu pflegen sei. Erstmals in der Geschichte der Kirche wird in ihr eines ihrer Mitglieder durch offiziellen Spruch des Papstes zur Ehre der Altäre erhoben, erstmals die Bewilligung der liturgischen Verehrung eines Heiligen durch den Papst erteilt.
Besondere GottesnäheWas ist eigentlich „heilig“?Die Oma, Sankt Ulrich, der liebe Gott und wir
Im Nachhinein ist im Leben und im Sterben mancher Menschen das Wirken Gottes so deutlich zu erkennen, dass diese Menschen Heilige genannt werden. In ihnen verehren wir das Wirken Gottes, der die Menschen „heil“ und „ganz“ möchte – genau das heißt ja „heilig“. Gott möchte, dass die Menschen ganz so werden, wie er sie sich gedacht hat. Dazu spendet er auch die nötige Kraft: seine Gnade. In den Heiligen, also den Menschen, die sich von Gott helfen lassen, wird diese Kraft sichtbar.
Heilige sind keine Einzelkämpfer, selbst dann nicht, wenn sie als Einsiedler gelebt haben. Die Gemeinschaft mit Gott ist und erschafft eine Familienzugehörigkeit: In Gott haben die Menschen Gemeinschaft untereinander hier auf Erden und im Himmel. Das ist der Grundgedanke von Kirche. Die Kirche als Gemeinschaft lebt vom Austausch ihrer Gaben: von Glaube, Hoffnung und Liebe. Diese Gaben wenden die Glieder der Kirche einander im Gebet zu, ob als Zuwendung an die Verstorbenen, die noch einer Läuterung bedürfen, oder sozusagen von der anderen Seite her: als Fürbitte der schon Vollendeten an uns.
Die Heiligen stellen somit eine Art Einfallstor für das Licht von oben dar. Sie stehen für eine besondere Gottes- und Menschennähe und werden um ihr fürbittendes Eintreten in vielen Anliegen angerufen, die mit ihrem Leben und Sterben in Verbindung stehen oder die mit Wundern zu tun haben, die sich der Überlieferung nach an ihren Gräbern ereignet haben. Eine spezielle Nähe ergibt sich zu einem Heiligen, dessen Namen man trägt, oder weil man aus einer Pfarrei stammt, die einen bestimmten Heiligen zum Patron hat.
Beim heiligen Ulrich, der vor über tausend Jahren gestorben ist, verlieren sich die früher altbewährten Ansatzpunkte der Verehrung, wie sie sich zum Beispiel im Besuch der Ulrichsquellen niedergeschlagen haben, oder im Brauch, Erde vom Grab des heiligen Bistumspatrons nach Hause zu schaffen. In den jährlich stattfindenden Ulrichswochen allerdings, wenn zahlreiche Augsburger Diözesane gemeinsam zu seinem Grab pilgern, erweist sich in der Kraft Gottes weiterhin Ulrichs besondere Gabe, sein Volk zu einen und gemeinsam auf den Weg zum Guten zu bringen.
Unter Bischof Joseph FreundorferHochblüte der Ulrichsverehrung1955: St. Ulrichs Festwoche
Bischof Freundorfer gab der Feier des Ulrichsfestes einen ganz neuen Rahmen. Er gestaltete 1955 das 1000-jährige Jubiläum der Lechfeldschlacht und bezog die ganze Diözese in die Festwoche vom 2. bis 11. Juli ein.
Er wandte sich mit eindringlichen Worten an die Priester im Bistum. Die Rede im Wortlaut:
http://www.suvdata.de/ulrichswoche/Ansprache_von_Bischof_Freundorfer.pdf
Das Original-Ulrichskreuz
Den glücklichen Ausgang der Lechfeldschlacht von 955 brachte man mit dem Gebet des Heiligen und dem Segen seines Kreuzes in Verbindung.
Als man die Kreuzreliquie im 14. Jahrhundert in ein kleines kreuzförmiges Gehäuse einschloss, versah man es nicht nur mit einer kunstvollen Astkreuzdarstellung, sondern rückseitig mit dem Hinweis „Crux Victorialis Sancti Udalrici Epi Aug“ (Siegendes Kreuz des heiligen Ulrich, Bischof von Augsburg).
Das kleine vergoldete und emaillierte Silbergehäuse wurde Ende des 15. Jahrhunderts einem kostbaren zweiten Goldgehäuse anvertraut, das 12,5 Zentimeter hoch und dreimal größer als das innere Behältnis ist. Es wurde mit Edelsteinen reich verziert und sollte Kostbarkeit und Reichtum des erlösenden Kreuzes zum Ausdruck bringen.
Mit seinen beiden Fassungen wird das Ulrichskreuz bei festlichen Gelegenheiten gezeigt und bei Prozessionen mitgeführt.
Die Sammlung Friesenegger
Die Sammlung, die auf der des Stiftspropsts Ritter von Türk aufbaute, wuchs zur weltgrößten ihrer Art heran. Friesenegger verstarb im Alter von 82 Jahren. Nach seinem Tod erschien seine umfangreiche Beschreibung der Ulrichskreuze.
Historische Ulrichskreuze
Wallfahrer, die zum Grab des heiligen Ulrich gekommen waren, nahmen von dort sogenannte „Ulrichserde“ oder „Sargholz“ mit. Man konnte aber auch Nachbildungen des Ulrichskreuzes erhalten. Diese hatten üblicherweise die Form eines Tatzenkreuzes, selten auch einer Medaille, und waren meist aus Messing oder Silber gegossen oder geprägt. Sie wurden am Original berührt und dienten als Andenken an die Wallfahrt, aber auch als Erinnerungszeichen an verdiente Äbte oder besondere Gedenktage, als Taufgeschenk, als Amulett gegen Krankheiten und Kriegsgefahren und als Grabbeigaben. An Dachstühle oder Hauswände genagelt sollten sie Viehkrankheiten, Unwetter und Zauberei abwenden. Zum Schutz gegen Mäuse wurden sie in Feldern vergraben.
Ob man bereits 1570 eine erste solche Nachbildung anfertigte, ist umstritten, doch ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden die Kreuze in großer Stückzahl hergestellt. Sie fanden im gesamten süddeutschen Raum und im Elsass Verbreitung.
Mit der Säkularisation endete der Brauch vorerst, doch zur 900. Wiederkehr der Lechfeldschlacht 1855 wurde wohl eine Art Ulrichskreuz in Form einer Medaille hergestellt; Stadtpfarrer Friesenegger ließ 1893 ein kleines Ulrichskreuz gießen, dem zu besonderen Ereignissen in Bistum, Pfarrei oder Stadt weitere folgen sollten.
Der Ulrichsschrein
Die Gebeine wurden 1762 nach Zweifeln an ihrer Echtheit erhoben, ärztlich untersucht und 1764 in den Barockschrein umgebettet.
Das Bild zeigt die Beurkundung der Heiligsprechung am 3. Februar 993 durch Papst Johannes XV.
Der Kelch des heiligen Ulrich
Der jetzige Ulrichskelch mit figürlichen Darstellungen aus den Jahren 1180 und 1240, trägt eine Inschrift, die besagt, dass er im Grab auf der Brust des Bischofs gefunden wurde. Die Neugestaltung war vermutlich zu den Feierlichkeiten (Einweihung der 6. Kirche und 1. Translation des heiligen Ulrich) von 1187 vollendet. Bei der Kostbarkeit der Reliquie wurde sie vermutlich im Kloster selbst ausgeführt.
Die Kelchschale birgt die Cuppa des Kelches, den der heilige Ulrich zu Lebzeiten benutzt hat.
Der Ulrichskelch diente vom 13. Jahrhundert an zur sogenannten „Ulrichsminne“, bei der man einen Weintrunk reichte und sprach: „Trinke die Minne des heiligen Ulrich!“. Der Trunk galt lange als Heiltrunk gegen Fieber- und Wundkrankheiten und nahm Bezug auf eine Inschrift am Fuß des Kelches: „Hier wird das Gegengift dargeboten, das dem schon Todgeweihten Heilung schenkt.“
Bei der Auflösung des Klosters im Jahr 1807 musste der Kelch den königlichen Kommissären überliefert werden. Trotz seines Alters wäre er als wertlos eingeschmolzen worden, hätte ihn nicht Bischof Clemens Wenzeslaus als Privateigentum an sich gebracht. Dieser glühende Verehrer des heiligen Ulrich vermachte ihn bei seinem Tod dem Generalvikariat.
Auf Bemühen des damaligen Pfarrers von St. Ulrich und Afra, P. Benedict Abbt, wurde der Ulrichskelch am 21. März 1827 vom Generalvikariat an die Pfarrei zurückgegeben.
Im Jahr 1954/55 wurde der Kelch umfangreich restauriert. Heute findet er bei besonderen Gelegenheiten im Gottesdienst wieder Verwendung.
Eine alte Tradition wird neu belebt:Die Ulrichsminne
Artikel in der Katholischen SonntagsZeitung
Helfer in vielen Nöten
Patron der Fischer und WeberHelfer in vielen Nöten
Schon die älteste Lebensbeschreibung erwähnt Wunder des Heiligen in Verbindung mit Wasser. So wird beispielsweise beschrieben, Ulrich habe mit einem Stock in die Erde gestoßen, wo daraufhin eine Quelle entsprang.
Wasser aus Ulrichsbrunnen soll unter anderem bei Augenleiden und bei Fieber helfen.
Nicht Fleisch – aber FischEin Wunder für Ulrich
Bischof Ulrich speiste an einem Donnerstag mit dem heiligen Konrad zu Abend. Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie die Zeit vergaßen und nicht merkten, dass bereits der nächste Tag angebrochen war.
Nun kam ein Bote des Herzogs aus Bayern in die Stadt und - weil der Bischof noch zu Tisch saß - trotz der späten Stunde eingelassen. Ulrich gab dem Boten als Wegzehrung ein Stück Fleisch mit, nicht merkend, dass bereits Freitag war.
Der Bote eilte nach Hause und wollte die Bischöfe beim Herzog anklagen, dass diese an einem Freitag Fleisch aßen. Zum Beweis zog er das Stück hervor, das er von Ulrich empfangen hatte. Doch statt einem Stück Fleisch hielt er der Legende nach einen Fisch in der Hand.
Basilika Sankt Ulrich und Afra
Zum AnfangDie Basilika St. Ulrich und Afra
Hier fand der im Jahr 973 gestorbene Bischof Ulrich seine letzte Ruhestätte. Im Jahr 1012 kamen Mönche vom Tegernsee und gründeten das Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra, das als Reichsstift bis 1802 bestand.
Der jetzige Kirchenbau hat eine mehr als 100-jährige Baugeschichte. 1474 wurde im Langhaus begonnen, die Fertigstellung erfolgte erst um 1600 im Chor und am Turm.
Impressum
Ulrichspatrozinien im Bistum
Die 48 Pfarreien mit Ulrichspatrozinium im Bistum Augsburg:
http://www.suvdata.de/ulrichswoche/Ulrichspatrozinien_im_Bistum_Augsburg.pdf
Gut zu wissenDiese Multimediareportage über den Augsburger Bistumspatron wird laufend aktualisiert, erweitert und ergänzt.
Impressum
Diese Multimedia-Reportage wird realisiert von der Mediengruppe Sankt Ulrich Verlag GmbH, Augsburg.
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Videobeiträge von katholisch1.tv
Redaktion: Simone Sitta
Bildnachweis:
Kunstverlag Fink, Kloster Benediktbeuern (3), pba/Schnall (3), ppa/Rösch, pba/Schmidt, Annette Zoepf (4), Archiv (3), SUV/Buchart, SUV/Banner (19), Spaziani, Jan Koenen (Landratsamt Dillingen), Wolfgang Moroder CC-BY-SA 3.0 de, Pfarreiengemeinschaft Seeg im Allgäu, pca/Gattner,
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